Knapp 242 Kilogramm Papier verbraucht jeder Deutsche pro Jahr im Schnitt. Damit liegt Deutschland weltweit an dritter Stelle, nur Belgier und Luxemburger übertreffen diesen Wert. Dafür wurden 2019 rund 5,6 Millionen Tonnen Zellstoff importiert – meist pflanzlicher Zellstoff, fast ausschließlich Holz. Für unser Papier müssen also viele Bäume sterben … Kahlschlag für Klopapier, titelte der WWF sehr treffend. Zeit, erstens seinen Papierverbrauch zu überdenken, und zweitens, Alternativen zu suchen.
Zellstoff als Papier-Rohmaterial
Zeitung, Zeitschriften, Briefe, Kataloge – klar, die sind aus Papier. Aber auch für Taschentücher und Toilettenpapier ist Zellstoff die Grundlage. Deutschland selbst kann gar nicht so viel Rohmaterials produzieren, wie der Bedarf ist. 63 % des verwendeten Zellstoffs wird importiert. Und diese Importe wiederum stammen zu über 50 % aus sogenannten Wirtschaftswäldern nördlicher Länder.
Klingt gut, dieses Wort, nicht wahr? Dahinter verbergen sich aber häufig ursprünglich wild gewachsene Wälder, die „zur Bewirtschaftung freigegeben“ wurden. Also das, was in Brasilien usw. „Urwald“ heißen würde. Und gegen dessen Rodung protestiert wird. Nichts anderes passiert aber auch für unseren Papierverbrauch! Denn diese „Wirtschaftswälder“ werden ebenfalls abgeholzt. Nicht gerade nachhaltige Waldwirtschaft …
Recycling ist nicht das Allheilmittel
Nun, erstens kann man Papiertaschentücher und Toilettenpapier selbst nicht so einfach recyceln. Zweitens ist auch die Recycelbarkeit von „normalem“ bedruckten Papier endlich. Denn es muss in der Regel aufwendig entfärbt (Deinking), und wieder aufbereitet werden. Mit jedem Recyclingvorgang verkürzen sich die Zellfasern, bis sie nicht mehr für Schreibpapier nutzbar sind. Nach 5 bis 7 Recycel-Durchgängen sind die Fasern nicht mehr weiter verwendbar.
Alternativen zu Holz als Papiergrundlage
Es wurden schon viele Rohstoffe ausprobiert. Am Naheliegendsten sind natürlich andere pflanzliche, faserige Rohstoffe wie Gras, Stroh, Grünschnitt oder Hanf. Vor allem der zunehmende Bedarf an Verpackungskartons – getriggert durch den gestiegenen Online-Versandhandel – brachte hier Innovationen.
Gras beispielsweise hat entscheidende Vorteile gegenüber Holz: Es wächst schnell nach. Zur Papier-Herstellung werden nur 2 Liter Wasser (ein anderer kostbarer Rohstoff) statt 6.000 Liter (wie bei Holz) pro Tonne verbraucht. Desweiteren werden nur 10 % der für Holz notwendigen Energie benötigt, und keine Chemie. Auch die CO2-Bilanz spricht klar für Gras: circa 128 kg CO2-Ausstoß gegenüber 510 kg bei einer Tonne Zellstoff aus Holz.
Bei bestimmten Einsatzzwecken kann auch Steinpapier eine Alternative sein. Es ist eigentlich kein „Papier“, sondern besteht aus Kalksteinmehl und dem Bindemittel Polyethylen. Die Öko-Bilanz wird kontrovers diskutiert: es muss keine Pflanze, kein Baum für diese Art Papier sterben. Der Energieaufwand zur Herstellung ist auch geringer als bei Papier aus Holz. Dafür ist es aber nicht biologisch abbaubar und nur in Grenzen wiederverwertbar. Es darf nicht in die Papiertonne, sondern in „den gelben Sack“ und kommt in den deutschen Recyclingablauf. Steinpapier eignet sich als feuchtigkeitsresistenter, stabiler Untergrund z.B. für Produktetiketten oder als Bastelmaterial. Für den Massengebrauch ist es untauglich.
Am besten immer noch: weniger verbrauchen!
Es gibt also derzeit wenig massentaugliche Rohstoff-Alternativen für die Papierherstellung. Bei Mailings, Kartons, Katalogen findet sich noch am ehesten ein Holzersatz, gegebenenfalls auch als Mischung.
Für das erwähnte Toilettenpapier eignet sich allerdings nur Holz als Zellstoff-Lieferant, direkt in der Erstnutzung oder auch recycelt. Vor allem aus Kiefern, Fichten, Birken und zu geringen Teilen aus Eukalyptus-Bäumen entsteht das sogenannte Tissue, aus dem Toilettenpapier wird. Gleiches gilt für Papier-Taschentücher.
Fazit: Der Papierverbrauch in Deutschland ist zu hoch. Vielleicht durch den Ansatz „wird ja alles über die Altpapiersammlung recycelt“ sind wir zu gedankenlos in unserem Verhalten geworden. Produkte aus Papier sollte man bewusst sparsam nutzen. Dem Wald, den Bäumen und damit letztendlich unserem Klima zuliebe. Denn Bäume speichern CO2.
Quellen: WWF , eigene Berechnungen
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