Wir arbeiten in einer Marketingagentur. Aber auch wir sind Menschen mit einem Privatleben. Wir sitzen durchaus auch vor dem Fernseher. Und sehen dort TV-Spots – teils mit professionellem Blick, teils mit der privaten Brille. Da gibt es gute Werbung, schlechte Werbung. Die statt ins Herz (wie bei GZSZ) in den Geldbeutel des Zuschauers sieht … Einige Beispiele für schlechte Werbung haben wir heute herausgegriffen. Mit dem Hinweis: dies ist unsere persönliche Meinung!

Die 5 schlechtesten TV-Spots 2020

Platz 5: „Unstoppable“ von Idôle, Lancôme
Das Lied ist gut. Aber warum sitzt bitte schön eine (zugebenermaßen sehr hübsche) junge Frau im Abendkleid auf einem Pferd? Und reitet hinaus aus der Großstadt? Der Sinn dieser Werbung erschließt sich uns nicht … wenn man das Produkt nutzt, will man auch reiten? Oder riecht Idôle nach Pferd? Vielleicht liegt unser Unverständnis aber auch daran, dass wir nicht reiten, denn vielleicht assoziieren Reiter ja ein ganz bestimmtes Gefühl mit dieser Szene. Doch ist das Produkt dann nur etwas für die reitende Bevölkerung?

Platz 4: „Geh wie ein Pinguin“ von Kinder Pingui
Auch hier: ein schönes Lied, ein Ohrwurm, der für diese Werbung umgetextet wurde. Aber warum watschelt eine Familie in den verschiedenen Spots in der Gegend herum? Soll das komisch sein? Und wenn das so ist, was hat das Ganze mit dem Produkt zu tun? Wenn die Macher einen neuen Tanz, z.B. den Pinguin-Tanz mit dieser Werbung erfunden hätten, und dieser in jedem Kindergarten gespielt und getanzt würde, würde sich die Zielgruppe deutlich mehr angesprochen fühlen. Denn zu Ende gedacht, watschelt man nach dem Genuss des Produkts am Ende auch so durch die Gegend?

Platz 3: „Mal sehen, was meine Inkontinenz dazu sagt“ von Always Discreet
Sicher, ein heikles, oft peinliches Thema. Noch peinlicher aber dieser TV-Spot, bei dem nur der stramme, in graue Lycra gewandetete und Richtung Zuschauer gestreckte Po der Schauspielerin in Erinnerung bleibt. Noch aufdringlicher konnte man die Botschaft kaum senden. Diskret ist da nur der Produktname, nicht der Spot.

Platz 2: „Jahrelang habe ich mich damit abgeschleppt …“ von Sodastream
Gefühlte 1.000-Mal gesehen, und doch kann man sich nur schwer an das beworbene Produkt erinnern. Man fühlt mit dem armen Kerl, als die Einkäufe die Treppe runterpoltern … der Spot hat einen hohen Wiedererkennungswert, das Produkt selbst bleibt nicht lange in Erinnerung. Sorgt der Spot also für mehr Absatz?

 

Und unangefochten auf Platz 1: „Das erste Parfüm für die Toilette“ von WC frisch
Abgesehen davon, dass der Typ so unglaublich unsymphatisch ist … das Einzige, was bei uns hängenbleibt: warum kippt jemand Parfüm in die Toilette? Ach so, es geht um einen WC-Reiniger … Welche Marke? Das mussten wir sogar eben googeln, so wenig bleibt das im Gedächtnis.  Warum eine Toilette neuerdings Parfüm braucht, verstehen wir darüber hinaus nicht. Gehen Toiletten neuerdings zu Dates? Oder in die Oper? Und ist das Produkt in seiner eigentlichen Aufgabe (die Toilette sauber zu halten) so schlecht, dass man den sich ergebenden schlechten Duft nur noch mit noch mehr Duft weg bekommt?

Nervig, aber erfolgreich

Nicht jede nervige Werbung ist schlechte Werbung. Die Seitenbacher Werbung (Sie haben jetzt sicher schon die Stimme im Ohr „Seitenbacher. Seitenbacher Müsli. Müsli von Seitenbacher“) ist extrem nervig. Aber hat einen hohen Erinnerungswert. Jeder kennt die Marke. Und viele wissen, dass der Chef höchstpersönlich die Werbung einspricht. Damit wirkt es fast schon wieder symphatisch, weil unbeholfen. Wonach greift der Kunde dann im Laden? Genau, nach der Marke, die er kennt ….

Das Gleiche gilt aus unserer Sicht für Haribo. Zugegeben, wir trauern noch den amüsanten Gottschalk-Spots nach … während die Spots mit Erwachsenen in verschiedenen Situationen, unterlegt mit Kinderstimmen, bei uns eher einen Schrei- und Fluchtreflex auslösen. Der hohe Erinnerungswert gibt allerdings den Machern Recht. Und wer kann schon Gummibärchen böse sein?