Gute Werbung, schlechte Werbung – Edition 2022

Seit einigen Jahren  gute Tradtion – unser Rückblick auf die TV-Spots des Jahres. Wieder haben wir in unserem Twitter-Account gefragt: welche Werbung nervt Euch am meisten, welche findet Ihr gut? Vor allem ein Spot polarisiert, er wird häufig unter „toll, finde ich super“ genannt, genauso häufig aber unter „nervig, einfach nur nervig“. Also, wieder „Vorhang auf“ für die TV-Spots, die als schlechte  oder gute Werbung empfunden werden!

Manche TV-Spots laden zum Fremdschämen oder Kreischen ein

Dieses Jahr gab es einige „bekannte Gesichter“, die schon letztes Jahr unter den Top Five waren: Check24 mit ihrer Pseudo-Late-Night-Show, gähn, und der seit Jahren unerträgliche, aber weiter tapfer gesendete Kinder Pingui-Spot. Neu haben dieses Jahr unser aller Nerven strapaziert:

Platz 5: Amazon „Yeti“
In früheren Jahren waren die Amazon-Spots lustig, berührend (das kleine Pony, das keine Freunde hatte …). 2022 sind sie entweder belanglos, austauschbar, oder mit schlechter, sinnloser Story – wie die mit dem Yeti. Bitte hier zurückbesinnen auf die guten Spots.

Platz 4: Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz „Energiewechsel“
O.k. wir haben schwierige Zeiten. Und es ist ernst. Aber muss deswegen ein TV-Spot so … deprimierend sein? „80 Millionen gemeinsam für Energiewechsel“ ist langweilig, unglaubwürdig, und als Schlimmstes: demotivierend.

Platz 3: Always Discreet „Laufen lassen“
Zwei Damen beim Yoga. Sehr „diskret“ reden sie über Blasenschwäche. Nervig. So nervig, dass manche sich noch nicht einmal das beworbene Produkt gemerkt haben, sondern diesen Spot für Tena Ladies meldeten … das Horrorergebnis jedes Marketingverantwortlichen!

Platz 2: Deit Limonade „Genug jetzt Papa …“
„… für uns ist Mama auch die Schönste“. Kreisch. Offiziell heißt der Spot „Foto-Shoot“. Beim ersten Mal ganz witzig, aber nachdem der Überraschungseffekt weg ist, nur noch nervig. Stellt sich die Frage: kriegt man so eine Figur oder so eine Familie, wenn man Deit trinkt?

Platz 1: Nasivin „Richter Nase“
Ganz ehrlich, wer diesen Spot „verbrochen“ hat, gehört mit Berufsverbot belegt. Allein wenn man die Frau schon sieht, die ihr „Richter Nase!“ hinausbellt, ist  man bedient. Und achtet mal auf die nicht mit dem Text synchronen Lippenbewegungen … Aber die Macher scheinen sehr überzeugt zu sein, denn dieser Nasivin-Spot läuft seit Monaten, und auch noch sehr häufig. Wie heißt es so schön – „Cringe“!

„Ehrennennungen“ bei den nervigsten TV-Spots

Weiter oft genannt, seit Jahren auf der „Nicht-Ehrenliste“:

Haribo – Erwachsene mit Kinderstimmen sprechen zu lassen, wird oft genauso symphatisch wie „über Tafel kratzende Fingernägel“ empfunden.

Pingui – „vollkommen daneben, unrealistisch, was soll das, macht aggressiv“.

Außer Konkurrenz, da nur im ORF zu sehen – der Spot von A1 „jeder nutzt das Internet“, auch die Fledermaus im Keller.

2022 gab es wieder gute TV-Spots

Im Gegensatz zu dem Vorjahr gab es dieses Jahr auch viele Nennungen für wirklich gute TV-Spots, die im Gedächtnis blieben.

Platz 5: Haribo „Gummibärchenbaum“
Haribo polarisiert mit der Erwachsene-sprechen-mit-Kinderstimmen-Werbung. Die einen hassen sie, die anderen finden sie toll und sprechen von „Zauber“.

Platz 4: Snickers „Partnertausch“
Das peinliche Missverständnis, Partner nur fürs ein Spiel, und nicht für-Sie-wissen-schon-was zu tauschen, wird mit einem Snickers aus der Welt geschafft – der Spot punktet mit Humor.

Platz 3: Penny „Der Riss“
Ein wunderbar emotionaler Spot, der die vielen Risse und Fronten in unserer Gesellschaft zeigt und das einfache Mittel, das dagegen hilft: Reden. Miteinander.

Platz 2: Toom-Baumarkt „Schweini unter der Dusche“
Ein alter Ohrwurm, „Mr. Vain“, eine Lieblingsgewohnheit „Singen unter der Dusche“, ein symphatischer Protagonist – und schon ist ein Filmchen fertig, das man immer wieder gern sieht.

Platz 1: Telekom „Gemeinsam #gegenHassImNetz“
Unangefochten auf dem Siegerplatz – ein ebenfalls sehr zu Herzen gehender, nachdenklich machender Spot. Die schöne Musik, dazu die hässlichen Worte, so wird das Böse bei Hassreden im Internet noch deutlich sichtbarer.

Interessant ist, das zwei Spots unter den besten 5 sind, die nicht das Produkt in den Vordergrund stellen, sondern gesellschaftliche Themen. Also das Unternehmen selbst, das Haltung zeigt. Oder wie es so schön in Marketingdeutsch heißt, „Purpose“.

Unsere Hoffnung aus dem letzten Jahr wurde jedenfalls erfüllt: es gab dieses Jahr wieder TV-Werbung, die man gern sieht. Hoffen wir auf noch mehr davon 2023, und dass wir Probleme bekommen, unsere „Nervigste TV-Spots“-Liste zu füllen!

Hier sind noch unsere früheren Ausgaben:

2020 – „Gute Werbung, schlechte Werbung“

2021 – „Gute Werbung, schlechte Werbung – Edition 2021“