Pünktlich zum Jahresende gibt es wieder unseren beliebten Rückblick auf die TV-Spots des Jahres. Die „Hitparade“ ist rein subjektiv, unsere eigene Meinung findet sich ebenso wieder wie die Antworten auf unserem Bluesky-Account. Interessant: viele Kandidaten aus den Vorjahren sind wieder vertreten. Und: ganz schnell kommen viele Nominierungen für „nervig“, kaum aber welche für „den TV-Spot finde ich klasse!“. Deswegen haben wir unsere „Nerv-Liste“ erweitert. Erstmals gibt es dieses Jahr auch eine Ehrenliste, ein honorable mention … Vorhang auf für die TV-Spots, die 2023 als schlechte  oder gute Werbung empfunden werden!

Einige TV-Spots nerven gewaltig

Alle Jahre wieder unter den Vorschlägen: der unerträgliche Kinder Pingui-Spot. Uns erschließt sich immer noch nicht, warum der Konsument wie ein Pinguin watscheln soll, wenn er Schoki haben will.  Ebenfalls wieder ganz weit oben auf der Nerv-Skala: Der Nasivin-Spot aus 2022, weiter tapfer gesendet. Dafür müsste man eigentlich Schmerzensgeld verlangen!

Neu haben dieses Jahr unser aller Nerven strapaziert:

Platz 7: Geers Hörgeräte
Wir alle werden älter. Auch Thomas Gottschalk. Aber seine Werbung für Geers Hörgeräte wirke „ganz schrecklich“.

Platz 6: Waipu-TV
Dieter Bohlen röhrt „mega“. Finden wir nicht. Seine Anpreisung von Waipu TV inklusive der Aussage „damit gucke ich“, ist unglaubwürdig. Wirkt gestellt. Nicht authentisch. Bitte sucht doch hier ein passenderes Testimonial als einen Endsechziger, der mit Pseudojugendsprache etwas an die Frau, den Mann bringen will. Cringe, sozusagen.

Platz 5: Flaschenpost „Holen wir uns den Samstag zurück“
Sehr treffend drückte es der Vorschlagende aus: „Ich hätte gerne meine verlorene Lebenszeit wegen der doofen Werbung zurück!“

Platz 4: Coca Cola „Santa 2023“
Es gibt nur einen Santa. Nicht so viele, wie in dem diesjährigen Weihnachtsspot. Und Santa halb angezogen bei Arbeitspausen zu sehen, oder wie er sich am Automaten eine Coke zieht, ist zwar realitätsnah, aber desillusionierend. Enttäuschend. Wir wollen unsere Weihnachtstrucks zurück!

Platz 3: Tipico
Stellvertretend für alle Sportwetten wurde Tipico genannt. Diese TV-Spots seien nicht nur nervig, sondern auch gefährlich für Betroffene (Wettsüchtige). Vor allem, wenn sie in jeder Pause eines Fußballspiels gebracht werden.

Platz 2: Targobank „Maniac“
Die Älteren unter uns kennen diesen Song noch aus dem Soundtrack zu dem Film Flashdance. Dass er jetzt für die Targobank „vergewaltigt“ wird, hat er einfach  nicht verdient. Dazu noch dieser unsympathische Typ. Hingucker ja, aber ob das die Bank und ihre Produkte besser verkauft?

Platz 1: Verivox „Verifox“
Der Plüschfuchs soll ein tierisches Maskottchen sein. Arrrggg. Maskottchen sollen sympathisch sein, bei diesem Plüschdoofi wirkt sowohl die zerrupfte Optik als auch sein gesungenes „Veri, Veri, Verifox“ negativ. Oder wie ein Vorschlagender sagte: „habe ich wohl schockverdrängt“.

„Ehrennennungen“ bei den nervigsten TV-Spots

Always Discreet „Laufen lassen“ – zwei Damen beim Yoga. Sehr „diskret“ reden sie über Blasenschwäche. „Ätzend“. „Augen und Ohren mit Säure auswaschen danach“ lautete eine Meinung. Und so schrecklich, dass man sich oft noch nicht einmal das beworbene Produkt gemerkt hat, sondern diesen Spot Tena zuordnet … das Horrorergebnis jedes Marketingverantwortlichen!

Haribo – Erwachsene mit Kinderstimmen sprechen zu lassen, wird weiterhin genauso symphatisch wie „über Tafel kratzende Fingernägel“ empfunden. Oder „mit dem Kindergequake ist sie so mit das fieseste, was Werbung zu bieten hat“! Wobei diese Spots polarisieren: einige (aber deutlich weniger) fanden ihn gut.

Parfüm-Werbung generell – mal ganz abgesehen davon, dass die Parfüm-Spots gefühlt seit Oktober jeweils den halben Werbeblock belegen … was soll das? Johnny Depp in der Wildnis mit Wolf. Julia Roberts, Emma Watson, Austin Butler. Ein Mann und ein Pferd, die ins Meer sprinten. Ein „Freedom“ schreiendes Model. Glauben die Macher im Ernst, davon wird man angeregt, sich den Duft zu kaufen? Kann weg, ist unsere Meinung.

Außer Konkurrenz, da nur im Radio zu hören, das aber sehr einprägsam – Seitenbacher. Andererseits haben die Marektingverantwortlichen alles richtig gemacht, wenn allein bei der Erwähnung von “Woisch Karle” sofort die dazugehörige Marke aufpoppt. Stichwort Werbeerinnerung.

2023 gab es wenige gute TV-Spots

2022 war noch ein Lichtblick zu verzeichnen, dieses Jahr gab es wieder wenig Nennungen für wirklich gute Werbung. Wir hatten wirklich Probleme, unsere Liste zu füllen.

Platz 5: Allianz Direct „Möwen“
Selten gezeigt, dabei ein absoluter Hingucker: nette Story, überraschendes Ende: ein Cabrio will unter mehreren Möwen parken. Die bringen sich schon mal in Abschussposition (wer einmal versucht hat, einen Möwenschiss zu entfernen, weiß um die Vergeblichkeit!). Also rangiert die Fahrerin schnell nach hinten. Und fährt gegen ein Hindernis. Aber zum Glück ist sie ja versichert. Und die Möwen haben was zu Lachen.

Platz 4: IKEA „Kind zieht aus“
Die Geschichte um das ausziehende Töchterlein, seine Eltern und die sich gegenseitig vorgespielte Trauer, um nach der Trennung sofort den Auszug zu feiern – Humor bringt die Botschaft „passende Möbel gibt es bei uns“ bestens rüber.

Platz 3: Edeka „Hm, oh, ah“ und „Spagat“
Edeka schafft es mit seinen TV-Spots, nicht zu langweilen. Sondern immer etwas Überraschendes zu bieten: warum macht der Verkäufer Spagat? Oder schaffen die das wirklich einen ganzen Spot lang, nur mit Lautmalerei die Botschaft rüberzubringen? Man guckt hin. Und merkt sich die Werbung.

 Platz 2: SIMon mobile „Simon“
Ein sympathischer Waschbär (animiert), der mit unverwechselbarer Stimme in die unmöglichsten Situationen gerät. Oder bekannte Filmszenen aus „Der Pate“, „Titanic“, „Krieg der Sterne“ nachspielt. Und immer wieder schmunzeln lässt. Hohe Wiedererkennung, gute Markenerinnerung, Freude beim Sehen – alles richtig gemacht, Simon!

Platz 1: Lidl Weihnachtsspot 2023
Wieder ein Waschbär, dieses Mal soll es ein echter sein (natürlich ist er auch animiert …). Er rettet ein Weihnachtsgeschenk und damit das Fest für eine Familie. Dafür muss er dann nicht einsam und allein in der Kälte hocken. Storytelling vom Feinsten. „Total rührend“. Mache „sogar Lidl sympathisch“.

Fazit und unser Wunsch für 2024

Schade, es gab 2023 wenig TV-Werbung, die man gern sieht. Im Gegensatz zu 2022, wo gesellschaftliche Themen en vogue waren, punkten dieses Jahr zum einen tierische Spots (3x). Die anderen beiden bieten Humor und Überraschendes abseits vom erwarteten Verhalten.

Wir wünschen uns im nächsten Jahr mehr gute Werbung, und weniger nervige. Vor allem, dass die Damen „ihr positive Energie“ woanders „fließen“ lassen. Richter Nase in Pension geht. Die Pingui-Esser aufhören zu watscheln. Und Haribo bitte bitte eine andere Werbeidee hat!

Hier sind noch unsere früheren Ausgaben:

2020 – „Gute Werbung, schlechte Werbung

2021 – „Gute Werbung, schlechte Werbung – Edition 2021“

2022 – „Gute Werbung, schlechte Werbung – Edition 2022“

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