Die Rückblicke auf die TV-Werbung des Jahres gehören zu unseren meist gelesenen Blogposts. Vorhang auf für die TV-Spots, die 2024 als schlechte oder gute Werbung empfunden werden! Wie immer: Die „Hitparade“ ist rein subjektiv, unsere eigene Meinung findet sich ebenso wieder wie die Vorschläge der Follower auf unserem Bluesky-Account. Einige Kandidaten aus den Vorjahren sind wieder vertreten, aber es gab auch viele neue Nominierungen. Leider wieder sehr viel mehr für „nervig“ als für „den TV-Spot finde ich klasse!“. Und die Ehrenliste führt ein alter Bekannter an …
Viele TV-Spots nerven gewaltig
Erstmals seit 2 Jahren nicht mehr genannt: der unerträgliche Kinder Pingui-Spot mit den watschelnden Menschen, und der Nasivin-Spot „Richter Nase“. Erstaunlich, sollten sie auf einmal nicht mehr nerven? Oder liegt es daran, dass ein Schmerz-Gewöhnungseffekt eintrat?
Neu haben dieses Jahr unser aller Nerven strapaziert:
Platz 12: Thomapyrin
Eine Fee taucht plötzlich auf dem Beifahrersitz auf und zaubert den Kopfschmerz weg. Wenn es denn nur so einfach wäre … Zitat: „Anti-Werbung des Jahres.“
Platz 11: Hornbach
Hände, die tätig werden wollen. Und den nicht tatendurstigen Mann durch die Wohnung zum Werkzeug und zum Handwerken zerren. An der Nase. Was soll das? Dieser Spot von Hornbach ist nicht kreativ, sondern abstoßend. Und erreicht das Gegenteil von Kauflust: „Will ich nicht!“
Platz 10: Tena
Blasenschwäche ist ein ernstes Thema. Eines, dass frau nicht gern anspricht. Schön, dass es Produkte dafür gibt. Aber muss die Werbung für diese unauffälligen Helferlein wirklich so peinlich sein? Always („Energie fließen lassen“) landet seit Jahren damit auf der Nerv-Ehrenliste. Tena wollte wohl nicht nachstehen – der Spot, in dem eine Dame auf der Toilette sitzend mit dem Inhalt einer Blumenvase die enorme Saugfähigkeit der Slipeinlage demonstriert, ist verdient genannt worden. Wir verstehen nicht, warum die Frau auf der Toilette sitzt. Und dass die ganze Flüssigkeit aus der Vase aufgesaugt wird, sieht man auch nicht. Und warum ist die Flüssigkeit eigentlich blau?
Platz 9: LIDL
Arnold Schwarzenegger als Heimwerker, das kann man ja noch glauben. Dass er dafür die Parkside-Produkte von LIDL nutzt, schon etwas weniger _ kommt er extra aus Kalifornien hierher, um sie zu kaufen? Schmerzerregend ist aber die furchtbare Synchronisation von Arnie. Das ist wie ein Autounfall: man will nicht hingucken, muss aber. Die Lippenbewegungen vollkommen asynchron zum Text. Dabei spricht Arnie ja so ein nettes Deutsch!
Platz 8: Old Spice
„Du kannst nicht rückwärts reiten, aber Du kannst so gut riechen wir ich“. Vollkommen skurril, dadurch fast schon wieder ein Hingucker. Unverwechselbar, das jedenfalls haben die Marketingverantwortlichen erreicht. Aber ob das zum Kauf reicht?
Platz 7: „Mein Foto“
Dieser Markenname / Slogan prägt sich durch besonders penetrantes Gesinge in den Gehörgängen ein. Und auf unseren Nerven. Mehrfach genannt, wir zitieren: „Diese Werbung ist eine Vergewaltigung für die Ohren.“
Platz 6: Edeka
Und ein weiterer TV-Spot, der Augen und Ohren quält: „Herzstücke“ von Edeka. Der alte Hit war gut, als Basis für den Spot eines Lebensmittelhändlers wurde er wirklich verwurstet.
Platz 5: Pfando
Termin vereinbaren, Geld erhalten und das Auto weiterfahren. Wer möchte das nicht? Selbst der Bub mit dem Kettcar kann das. Das dicke Ende kommt dann nach. Ein Kredit ist nicht „kinderleicht“, sondern eine sorgfältig zu überlegende Maßnahme. Da hilft selbst Loddar nicht.
Platz 4: “Ich kaufe Dein Auto”
Als ob Ralf Schuhmacher wüsste, dass man gerade sein Auto verkaufen will. Da hatte wohl jemand einen Promi als Testimonial verpflichtet („Auto – Rennfahrer – passt!“) und musste ihn nun irgendwie in die Story hineinschreiben … Das Ganze wirkt wie ein Laienschauspiel.
Auf zum Podest – zu den drei „nervigsten TV-Spots des Jahres 2024“:
Platz 3: Gillette
„Du siehst gut aus“ und dabei Joshua Kimmich voll im Bild. Ganz ehrlich, an seiner Stelle wäre uns das peinlich. Megapeinlich. Nicht dass es nicht zutreffen würde … sondern weil so viel unfreiwillige Selbstbeweihräucherung komisch wirkt. Der Rest des Spots und vor allem die Aussage „Für das Beste im Mann“ erschließt sich uns auch nicht. Da wird doch der kleine Sohn gezeigt. Soll der sich rasieren? Und warum „im“ Mann? Ein Bart ist doch außen, oder?
Platz 2: Shopapotheke
Die Shopapotheke-Spots mit dem Ehepaar Ulmen. Mehrfach genannt, wirken sie beim ersten Sehen vielleicht noch charmant, ab dem 3. Wiedersehen hofft man auf ein frühes Ableben des Mannes ohne die von seiner ihn so sträflich ignorierenden Frau zu beschaffenden Medikamente.
Platz 1: Shopapotheke
Ein Novum – eine Marke mit gleich zwei Spots auf der Hitliste! Geschafft hat das die Shopapotheke, jetzt mit den Spots mit Günther Jauch. Gestellte „Alltagssituationen“, übertrieben deklamierter Text der ihn „zufällig“ treffenden Damen … und dann sollen wir noch glauben, dass Jauch vor der jeweiligen Fremden mal eben seine Medikamente in der Shopapotheke ordert? Ja, ganz sicher …
„Ehrennennungen“ bei den nervigsten TV-Spots
Seit vielen Jahren dabei:
Always Discreet „Laufen lassen“ – zwei Damen beim Yoga. Sehr „diskret“ reden sie über Blasenschwäche. „Ätzend“. „Augen und Ohren mit Säure auswaschen danach“ lautete eine Meinung. Und so schrecklich, dass man sich oft noch nicht einmal das beworbene Produkt gemerkt hat, sondern diesen Spot Tena zuordnet … das Horrorergebnis jedes Marketingverantwortlichen!
Haribo – Erwachsene mit Kinderstimmen sprechen zu lassen, wird weiterhin genauso symphatisch wie „über Tafel kratzende Fingernägel“ empfunden. Oder „mit dem Kindergequake ist sie so mit das fieseste, was Werbung zu bieten hat“! Wobei diese Spots polarisieren: einige (aber deutlich weniger) fanden ihn gut.
Parfüm-Werbung generell – die Parfüm-Spots belegen gefühlt jedes Jahr ab Oktober die Hälfte jedes Werbeblocks … und sind so etwas von weltfremd, unsymphatisch, abschreckend, dass wir uns gar nicht vorstellen können, jemand kauft aufgrund eines dieser Spots das beworbene Parfüm.
Kein einzelner Spot, die gesamte Werbung nerve:
XXXLutz
Kein bestimmter Spot wurde genannt, sondern gleich alle. „Egal, welcher Spot – ich zeige aggressives Verhalten“ …
Müllermilch
Auch hier wurde kein einzelner Spot nominiert, sondern gleich die komplette Kampagne. Da sei jeder Spot zum Weggucken.
2024 war wieder mehr gute Werbung zu sehen
Die gute Nachricht: es geht wieder aufwärts. Einige gute Werbung gab es, auf einen Spot haben wir uns alle sogar richtig gefreut … Aber leider gilt weiterhin: Die Nennungen für schlechte bzw. nervige TV-Werbung überwogen bei weitem die Anzahl positiver Nennungen.
Platz 7: SIMon mobile „Simon“
Der unverwechselbare Waschbär (animiert) mit der Kodderschnauze ließ uns auch dieses Jahr wieder schmunzeln. Hohe Wiedererkennung, gute Markenerinnerung, Freude beim Sehen – alles richtig gemacht, Simon!
Platz 6: Amazon
Alle Jahre wieder ist Weihnachten. Und wir werden mit Weihnachts-Werbespots überschüttet. Eine anrührende Geschichte bringt (mal wieder) Amazon: ein Hausmeister singt heimlich auf der verlassenen Bühne. Die Kollegen sehen das, und überraschen ihn mit passender Kleidung und Utensilien, damit er richtig groß rauskommt.
Platz 5: Volks- und Raiffeisenbanken
Noch ein Weihnachts-Spot. Die Volks- und Raiffeisenbanken zeigen auf einfache Weise, dass man zusammen stärker ist als allein: für den frierenden Lebkuchenmann bauen alle zusammen ein großes, stabiles Lebkuchenhaus. So bringt man den Raiffeisengedanken „alle zusammen schaffen mehr als einer“ anschaulich auf den Punkt!
Platz 4: Allianz Direct „Eichhörnchen“
Ein würdiger Nachfolger der Möwen aus dem letzten Jahr. Der Spot haben wir nur in Spartenkanälen gesehen, wohl, weil dort die Schaltkosten nicht so hoch sind. Ein Eichhörnchen erschreckt mit voller Absicht einen rückwarts rangierenden Autofahrer, der daraufhin an einen Baum fährt. Aber er ist ja glücklicherweise versichert. Lustig, überraschend, die Animation des Eichhörnchens ist nicht ganz gelungen, aber für unsere Bestenliste reicht es.
Platz 3: Telekom
Auch in der „Bestenliste“ das Novum mit einem Unternehmen, das gleich zweimal vertreten ist. Der Spot gegen Fake-News und Hass im Netz, „Gib Desinformation keine Chance“, zeigte eindringlich und mit schönem Storytelling, wie sich Falschinformationen verbreiten und Verheerendes auslösen können.
Platz 2: Lavazza
Ein Wall-E-Verschnitt bringt den Kaffee im Büro. Und weil alle so genießen, will er auch … was dann passiert, ist kurzweilig, menschlich, lustig, anrührend. Der kleine Roboter wäre der verdiente Spitzenreiter 2024, wenn es ihn nicht gäbe:
Platz 1: Telekom
Unangefochten, von allen geliebt, von vielen genannt: Kater Peter in seinem ersten Auftritt für die Telekom, Magenta Mobil. Ein stimmiges Drehbuch, genau gesetzte Akzente, gut animierte Tiere in perfekter Harmonie mit den menschlichen Protagonisten – Peter, der sich über die Dating-App seine Katzendamen ins Haus bestellt hat, der Herr des Hauses verständnisvoll lächelnd, bis ihn der strafende Blick der Gattin trifft. Kleine Momente, großes Storytelling. Die Nachfolger mit Peter waren alle etwas schwächer, ragten aber noch weit aus dem TV-Spot-Einheitsbrei heraus.
Fazit und unser Wunsch für 2025
Positiv fiel die immer größer werdende Anzahl TV-Spots auf, die Untertitel hatten. Ariel sei hier stellvertretend für alle genannt. Zuerst dachten wir „was soll das denn?“, schnell war klar: so verstehen auch Gehörlose die Spots. Ein guter Ansatz für Inklusion – im Gegensatz zu beispielsweise Olia, die ebenfalls bei schlecht bis gar nicht Hörenden punkten wollten und einen Spot in Gebärdensprache produzierten. Damit wird zwar eine Zielgruppe inkludiert, die große Mehrzahl der Nicht-die-Gebärden-Sprache-Beherrschenden allerdings ausgeschlossen. Nicht ganz durchdacht.
Unser Wünsche für 2024 jedenfalls (dass die Damen „ihr positive Energie“ woanders „fließen“ lassen, Richter Nase in Pension geht, die Pingui-Esser aufhören zu watscheln und Haribo bitte eine andere Werbeidee hat!) gingen leider, leider nicht in Erfüllung.
Deshalb wünschen wir es uns erneut für 2025. Plus ein bye bye Shopapotheke-Spots mit Herrn Jauch …
Und dann vielleicht mehr gute Werbung? Andererseits – was hätten wir dann Ende 2025 zu lästern?
Hier sind noch unsere früheren Ausgaben:
2020 – „Gute Werbung, schlechte Werbung“
2021 – „Gute Werbung, schlechte Werbung – Edition 2021“
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